Einmal öfter „Bombenstimmung“ in Göttingen

Moin zusammen,
nachdem bei dem Versuch der Entschärfung einer 10-Zentnerbombe aus dem zweiten Weltkrieg letztes Jahr 3 Männer tödlich und zwei weitere schwer verletzt wurden [HNA][Stern], hieß es gestern wieder Großalarm. Über Twitter überschlugen sich die Meldungen unter dem letztes Jahr eingeführten Hashtag #goebombe für Bombenalarme in Göttingen. In der Güterbahnhofstraße wurde neben dem Netto und Getränkequelle bei Bauarbeiten eine 5-Zentnerbombe gefunden. [HNA]

Morgens unterwegs zur Uni hatte ich noch in der Nähe einen Geocache mitgenommen. Als ich spät nachmittags von der Twitter-Lawine überrollt wurde, hab‘ ich mir auch gedacht, „Ups… Gut, dass nichts passiert ist!“

Wobei es sich einmal wieder terminlich exzellent gepasst hat. Auf dem Plan für den Abend stand für 19 Uhr der Stammtisch der Piratenpartei im Landkreis Northeim, diese Woche im El Solin in Northeim. Wäre eigentlich dümmlich diesen fernzubleiben. Also schaue ich gegen 16 Uhr auf den Bahnfahrplan im Netz. Ich denke mir noch „Seltsam, keine Auswirkungen durch die neue #GoeBombe…“ und fahre passig um ’nen Stück vor Stammtischbeginn Aljoscha, den Spitzenkandidaten der PIRATEN für den Kreistag in Wahlkreis Uslar/Dassel/Bodenfelde und Stadtrat Uslar, vor’m El Solin. Wir quatschen noch schnell ein wenig und annektieren dann gemütlich einen Tisch um auf Martin und Benjamin zu warten. Abends kam dann auch endlich die News. Bahnhof macht um 23.07 nach ’nem ICE dicht. „Mist, geplanter Metronom um 23:37 kommt damit nicht nach Gö zurück. Doof!“ Daher eigentlich den Metronom um 21:37 schon abpassen wollen und Glück gehabt. Die RB sagar um etwas nach 9 noch erwischt. Bahnhof. Keine Uniformierten. In der Gegend stehen hier und dort Streifenwagen rum. Also wandere ich, nachdem ich in der RB gesehen hab, dass der Evakuierungsradius etwa 100m vor unserem Wohnheim endet, langsam weiter in die Richtung. Komme an Streifen vorbei. Keiner sagt etwas. Wäre auch locker durch die Netze der Evakuierungskräfte geschlüpft, wenn ich es gewollt hätte. Als man dann schon fast aus der Evakuierungszone zu Fuß wandernder Weise raus war, wurde ich doch von ’ner Evakuierungsstreife angeschnackt, ob man schon instruiert worden sei. Auf den Kommentar, wo ich hin unterwegs bin und der Sache, dass schwer übersehbar sei, dass am GVZ eine Bombe gefunden worden sei und daher wohl evakuiert werden soll, kam bloß ein „Ist okay. Müsste ausreichend weit weg sein. Schönen Abend noch!“ So dann auch ohne weitere Zwischenfälle angekommen.

Gut bei beiden anderen #GoeBomben war ich so und so die komplette Zeit außerhalb des Radius. Was mich verwundert hatte, ist folgendes:

  • Müssten nicht tendenziell die Ordnungskräfte beim Wandern quer durch die Evakuierungszone dezent darauf hinweisen?
  • Sollte es keine Kanalisierung der Zivilbevölkerung geben, damit diese gezielt schonmal aus Problemregionen entfernt werden könnte?
  • Sollte nicht der Zivilverkehr erstmal effektiv aus dem Evakuierungsradius herausgeführt und dann außen herum geführt werden?

Zumindest, meiner Ansicht nach, wäre es der logische Schritt gewesen, die Leute erstmal so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu bekommen. Aber scheint wohl ein wenig anders zu funktionieren.

Immerhin lässt sich nun, da gegen 01:37 die Meldung der Entschärfung der Bombe durch die Medien geht sagen, Gott sei dank ist’s gut ausgegangen. Dies fällt in so fern auf, da nicht allzu weit von der Bombe entfernt (ca. 300m) ein großer Gastank montiert ist. Die Frage wäre, wie er auf eine Detonation der Bombe reagiert hätte. Hätte er der Explosion, den Splittern und der Druckwelle Stand gehalten? Wäre er als Kettenreaktion mit detoniert wären die Folgen sicherlich relativ böse und wohl auch deutlich kritischer als bei dem Unglück letzten Sommer.

Es bleibt zu hoffen, dass diesmal immerhin vernünftig nach weiteren Bomben gesucht wird. Nach dem Unglück letztes Jahr sollte angeblich ein mehrere km fassender Bereich um den Schützenplatz abgesucht worden sein. Angeblich ohne Funde. Wie auch beim Stammtisch zu Gespräch kam, soll wohl angeblich aus finanziellen Gründen ein Teil der Aufnahmen von den Bombenabwürfen aus dem 2. Weltkrieg nicht geordert worden sein, um potentielle Standorte auszumachen. Hoffen wir, dass die Stadt es diesmal nicht so sehr auf die leichte Schulter nimmt, sofern dies der Wahrheit entspricht.

Wie die Piratenpartei Göttingen schon letztes Jahr bei dem Bombenunglück berichtete, hätte in den 1990ern war im Erdreich eine Bombe detoniert, als gerade ein Linienbus über diese Stelle fuhr. (vgl. GOEST) Wie auch schon die Piratenpartei Göttingen, frage ich mich auch heute, wie konnte damals und wie kann es sein nach dem Unglück letztes Jahr, dass trotz Versprechungen einer weitreichenden Suche nach weiteren Blindgängern, und der Versicherung, dass keine gefunden wurden, nun die nächsten nur ein Paar hundert Meter weiter auftauchen?

Hoffen wir, dass die etablierten Parteien schnell einsichtig werden. Ansonsten ist es an uns, im Rahmen von den Kommunalwahlen 2011 in Göttingen ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen, damit hohle Versprechen ein Ende haben und ein Zeichen, dass wir wieder Politik der Inhalte und keine inhaltslose Politik haben wollen. Machen wir Göttingen klar für eine Änderung. Ich für meinen Teil, werde die Piraten unterstützen, damit endlich Transparenz, Ehrlichkeit und Bürgernähe eine Chance in Göttingen haben, damit Datenschutz und Bürgerrechte nicht mehr nur hohle Phrasen sind, sondern einen Inhalt bekommen. Ich will hier niemandem sagen, was er wählen soll, jedoch jeden empfehlen, sich ein Bild im persönlichen Gespräch mit allen Parteien zu machen. Ebenso würde ich mich freuen, auch bei den Stammtischen den einen oder anderen zu sehen. So long…

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